Landkarten der Sprache


© Matthias Goldmann

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Karte I
Karte II
Karte III
Karte IV
Karte V
Karte IV

Thomas Eder über die "Landkarten der Sprache"
Aus der Eröffnungsrede zur Ausstellung "der ruhige blick des zufalls" im Wiener Literaturhaus im Februar 98

Goldmanns Gedichte, gelegentlich zu klischierten Sprachmasken als Kunstmittel greifend, sind gewissermaßen eine ordinary-language poetry, zugespitzt: eine ordinary-poetry poetry, der es um die Erkenntnis der Funktion und der Wirkungsweise eben dieser Sprachmasken (der Ausdruck stammt von Pound) geht. Goldmanns Fundus ist neben der Alltagssprache die Sprache des potentiellen durchschnittlichen Sprechers, der Erlebtes ins Gedicht bringen möchte. Ein Ausschnitt aus einer solchen Goldmannschen Textschnur, die verschiedene Lese- und Anschlußmöglichkeiten nahelegt und gleichzeitig mehrere Lesarten anbietet:
“siehe da lebensmöglichkeiten wie in den andern teilen der zeitung im grunde fundstücke der sprache sie haben / eigentlich keine / requisiten / keine rücken- / deckung / wie wenig / ich gebe / mich ge- / schlagen / zwei mal / täglich / nur um / es auszu- / probieren / hat die platte / einen kratzer / schaue / ich / auf / die / große / neuigkeit / und weiß / nicht / denke ich / an jemanden / oder jemand / an mich / es scheint / alles / weit / weg / und / trifft / direkt / hier / ein / sind wir / die henne oder / das ei wo hast / du die hilfreichen / zahlenschnüre gefunden [...]”
Daß die Textschnüre graphische Elemente imitieren, ist sinnlich wahrnehmbar. Durch den Zwang zu ihrer Entschlüsselung, durch das Semiotische ihres Bedeutens erschließen sie demgegenüber die unsinnliche Ähnlichkeit von Sprache und Gegenstand, von poetischem Text und magischer Zeichnung.
( es darf gelesen und geschaut werden).